Vorschaubild der Komposition »Apparitionen IV« von Thomas Christoph Heyde

Apparitionen IV

Funktion: Komponist

Erstellungsdatum: 1997

Hörbilder für Oboe, 4-Kanal-Tonband und Liveelektronik nach Texten von Anna Achmatowa und Jurij Brězan

Die Nummer IV des Zyklus Apparitionen (Erscheinungen) erweitert den Aspekt des Solistischen, welcher alle Teile dieses Zyklus durchzieht, um ein wesentliches Element, nämlich: die Sprache.

Diese, dargestellt durch einen quasi imaginären Sprecher vom Band, findet in ihrer entpersonifizierten Verwendung ihre Entsprechung zur märchenhaften Handlung des Textes. In der Vorlage (Jurij Brězan, “Die Schwarze Mühle”, Berlin 1968) geht es um die großen Dinge des Lebens. Es geht um Sinn und Wahrheitssuche, artikuliert im Drang nach Wissen, im Widerstand, im Kampf.

Der Gefahr einer Verklausulierung durch die märchenhafte Form, begegnet Brězans Text (welcher von mir auf ein ca. zwei Seiten umfassendes “Libretto” reduziert wurde) mit einer, in fabulöser Art versteckten, tief- und hintersinnigen Direktheit und Schärfe. Die Nähe von Brězans Text zur existentiellen Basis, seine Volkstümlichkeit im besten Sinne und seine gedankliche Großzügigkeit, ließen mir für meine Interpretationen genügend Freiräume.

Der szenische Aspekt der “Handlung” wird ausschließlich durch den Oboisten und durch die jeweilige Inszenierung in Raum, Bühne und Licht getragen, während das äußerst diffizile 4-Kanal-Zuspielband gerade die räumliche Perspektive erweitert. Die auf dem Tonband verwendeten Klänge sind teils konkreter (Sprache, Oboen- und Umweltklänge) und teils synthetischer Herkunft. Mit der Bezeichnung “Hörbilder” soll die Gattung nicht festgelegt werden, sondern lediglich grob umrissen sein; es sei aber darauf hingewiesen, daß das Stück Züge eines Hörspiels ebenso in sich trägt wie Aspekte einer theatralischen Konzertmusik.

kurze persönliche Inhaltsangabe

Einer namens Krabat (den – vielleicht auch das – man eben so nennt, und der von irgendwo kommt und irgendwohin geht, und der auch nicht mehr glaubt, daß „[der Himmel] ein riesiges schwarzes Loch [ist], darin die Sterne schwimmen“), dieser Krabat also ist auf der Suche nach den sieben Büchern des Wissens, welche, vom schwarzen Müller bewacht, er öffnen will. „Es ist nicht die Sonne die ihn (Krabat) blendet, es sind die Geheimnisse, die Rätsel, die Fragen.“
Krabat verdingt sich beim Müller (den – vielleicht aber auch das – man eben so nennt) wofür einer der Müllerburschen sterben muß, da der Müller – unumstößlich in seinen Grundsätzen: „Zwölf ist mein Prinzip“ – nicht mehr als zwölf Burschen in seiner Mühle duldet. Des sterbenden Müllerburschen Haß und Hoffnung wird durch Anna Achmatowas Gedicht „Kreuzigung“ auf einen anderen Aspekt des Schmerzes gelenkt.
„Des (grausamen) Müllers Macht ist größer denn je.“
„Der Müller sagt: Wer weiß, der kann.“
„Krabat sagt laut: Wer weiß, der kann.“
„Krabat denkt: Wer weiß, der kann auch den Müller überwinden.“

(Thomas Christoph Heyde im Programmheft zur Uraufführung)

 

 

Anmerkung: Das 4-Kanal-Tonband erhalten Sie auf Anfrage.

Widmung: für Bernhard Forster

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Informationen zum Werk
Partitur (Passwort auf Anfrage)
Manuskript und Skizzen (Passwort auf Anfrage)
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