Wege – Auswege – Umwege
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Erstellungsdatum: 02/2002
Thomas Christoph Heyde
Wege – Auswege – Umwege
Erschienen in: Neue Musikzeitung (NMZ), 51. Jahrgang, 02/2002
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Die Zeit, von der man sich einigte, sie als Postmoderne zu bezeichnen, hat neue Qualitäten erreicht. Während in der langen Zeit des Fortschreitens die Moderne ihre ungeheuerlichen Umwälzungen vollzog, wurden die Hauptakteure der Neuerungen von ihren die Fortschrittlichkeit anzweifelnden Kindern dazu verdammt, zu Verwaltern von Gefängnissen zu werden, so lange, bis sie, teils unglaubwürdig, teils ernüchtert, das Handtuch warfen oder sich mehr oder weniger den neuen Gegebenheiten anpassten. Die Kinder der Neuerer schlugen die Schlacht mit ihrer Vätergeneration und die Enkel spielen nun im globalen Netz mit Meinungen, Ansichten und Positionen der in postmodernen Kontexten gänzlich relativierten Ideen. Planlos, ziellos, ästhetizistisch, ohne „neue“ Impulse, so nörgeln die Kritiker; individuell, kontextuell, meinen die Hoffnungsvollen und Interessierten. Doch ist die Lage für jene, die Erscheinungen im musikalischen Kontext präsentieren – die Komponisten – tatsächlich ernüchternd, tatsächlich ohne Aussicht und Perspektive?
Nein, in vielerlei Hinsicht nicht, doch Perspektiven, von denen zu reden ist, Hoffnungen, die sich bieten, haben nahezu nichts mehr mit den Erscheinungen und Strukturen zu tun, in denen Neue Musik sich lange darstellte (nüchtern und ohne die bekannten Vorbehalte betrachtet). Längst ist es nicht mehr das Feuilletonerprobte und müde „anything goes“ der Jünger der Postmoderne oder das „Es gibt keine Wege, aber wir gehen“ der bekehrten Avantgardisten, was als der alleinige Weg in Betracht kommt, es sind nicht mehr die Festivals und Wettbewerbe, die in ihrer verdienstvollen Elitenkultur so Bedeutendes erkannten und förderten, und es sind auch nicht – oder mit wenigen Ausnahmen – die gediegenen Ensembles Neuer Musik und die bedeutenden Verlage, die ein Fortschreiten garantieren – ohne dass hier überhaupt die Frage, was Fortschritt in musikalischen Kontexten ist, berührt werden soll.
Um neue Wege gehen zu können, Tendenzen zu entdecken, müssen Fragen nach Strukturen und Umgebungsbedingungen und ihren Bedeutungen gestellt werden.
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Der Text erschien anlässlich der Protestaktion und kreative Intervention »donaueschingen.org | donauwelle.org«.
Nähere Informationen dazu sind in diesem Betrag zu finden.
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