Vorschaubild des Projekts LEIPZIGNOIR 1914

LEIPZIGNOIR 1914

Funktion: künstlerischer Leiter | Produzent

Erstellungsdatum: 17.12.14

Live-Hörspiele

In Koproduktion mit dem SWR und dem MDR hat das FZML ein abendfüllendes Livehörspiel-Format für 2 Sprecher und Ensemble entwickelt. Der Text LEIPZIGNOIR 1914 des Leipziger Autors Jan Decker stellt kunstvoll alle konventionellen Teile einer dramatischen Handlung vor. Das Sujet entspinnt sich um 4 Jungliteraten, die kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges geheimnisvolle Vorgänge auf dem Leipziger Messegelände entdecken. Eine mystische Stimmung rund um freimaurerische Verschwörungstheorien wird geschaffen und bietet inspirierende Einfallstore für verschiedenste kompositorische Ansätze.

Mit Moritz Eggert, Annette Schlünz, Caspar de Gelmini und Fabian Russ hat das Forum Zeitgenössischer Musik 4 Künstlerinnen und Künstler mit der Bearbeitung des Librettos verpflichtet, die weder in ihrer Klangsprache, noch in ihrem künstlerischen Grundverständnis oder ihrer Arbeitsweise annähernd vergleichbar wären. Alle 4 werden sich dem Werk des Autors auf gänzlich individuelle Weise und mit allen Freiheiten in Form und Inhalt der Gestaltung nähern.

Die insgesamt 7-köpfige Instrumentalbesetzung wird den Zuschauer in das Jahr 1914, ein Jahr der musikalischen und vor allem instrumentalen Kuriositäten zurückversetzen. Neben den ‚Klassikern‘ wie Oboe, Trompete und Klavier, können Sie sich außerdem auf Singende Säge, Nagel- und Strohgeige oder das Heckelphon freuen. Ergänzt wird das Instrumentarium durch bewusst gegenwärtige Elemente: auch Synthesizer, Sampler oder E-Gitarre stehen den Komponisten zur Verfügung und schlagen eine Brücke zwischen dem Damals und dem Heute.

(Projektbeschreibung des Veranstalters)

Ursendung: Januar 2015 im Mitteldeutschen Rundfunk [MDR Figaro]
Zweitsendung: 03.02.2015, 23:03 im Südwestrundfunk [SWR2]
Ausschnitte wurden bereits am 18.12.2014 um 20:05 in der Sendung »Musik Modern« auf MDR Figaro gesendet.

 

Leipziger Volkszeitung, 19.12.2014, S. 12 / Kultur
„LeipzigNoir 2014“: Livehörspiele im UT Connewitz

Vier Komponisten und ein Text von Jan Decker

Die Aktivisten des Forums Zeitgenössischer Musik frönen einmal mehr ihrer Passion zur Grenzüberschreitung. Am Mittwochabend wird im UT Connewitz ein vierteiliges Hörspiel live aufgeführt, das im kommenden Jahr sowohl von MDR Figaro als auch vom Südwestfunk ausgestrahlt werden wird. Vier preisgekrönte Komponisten bieten ihre Ansätze zu einem Text des Literaturinstituts-Absolventen Jan Decker: Eine krude Verschwörungsstory in prägnanter Sprache, angesiedelt in Leipzig zur Bugra-Messe am Beginn des Ersten Weltkrieges. Der erste Part führt zügig in den Plot hinein, Fabian Russ stellt seine sparsamen Elektronika ganz in den Dienst des Textes. Das Auditorium will nach diesen 20 Minuten unbedingt wissen, ob der wahnsinnige Wissenschaftler von Liebwitz wirklich die Superbombe baut und warum Architekt Watzke plötzlich so überaus leblos in einer Badewanne liegt.

Dem zweiten Komponisten Caspar de Gelmini ist das weniger wichtig. Seine Komposition ist eher die Konstruktion einer hochkomplexen Klangskulptur. Sprache ist hier Klangfarbe. Der Komponist lässt das gesamte Kammerorchester sprechen, so wird in diesem Abschnitt die größte Textmenge bewältigt. Da aber alle gleichzeitig und verschiedene Texte deklamieren, ist nichts davon zu verstehen. Autor Decker sieht sich zum Librettisten degradiert, dessen Worte nur mehr Hilfsmittel der Musik sind. Zum verbindenden Element zwischen den beiden gegensätzlichen Ansätzen wird die Komposition der in Dessau geborenen Annette Schlünz. Auch hier liegt die Führung bei der Musik. Doch das gesprochene Wort nimmt breiten Raum ein. Weniger allerdings zur Fortführung eines Handlungsfadens. Schlünz spürt vielmehr Sprachmelodien und filigranen Formulierungen nach.

Der vierte Beitrag kommt vom Komponisten, Performer und künstlerischen enfant terrible Moritz Eggert. Wie nicht anders zu erwarten und vom Projektentwickler Thomas C. Heyde wahrscheinlich kalkuliert, fällt der völlig aus dem Rahmen. Eggert nutzt lediglich eine Zeile der Vorlage und jagt statt dessen in einem lärmenden Parforce-Ritt und einer Mischung aus Slam-Poetry und Stabreim-Rap durch Leipzigs Geschichte. Beim Klangkörper ist vor allem die Leistung des Dirigenten Gerhard Müller-Goldboom zu würdigen, der trotz der enorm verschiedenen Ansätze jederzeit souverän agiert. Am Ende spenden einige Dutzend Freunde des Experiments lebhaften Beifall.

(Von Lars Schmidt)

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Programmheft des Projekts LEIPZIGNOIR 1914
Pressemitteilung zum Projekt LEIPZIGNOIR 1914

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Informationen zu LEIPZIGNOIR 2014 auf der Homepage des Veranstalters
Link zur Homepage des Autors Jan Decker
LEIPZIGNOIR 1914 in der ARD-Hörspieldatenbank
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