Vorschaubild electric-renaissance

electric renaissance

Funktion: künstlerischer Leiter

Erstellungsdatum: 03. - 05.06.2005

Kunstfestival

Händel-In(ter)ventionen

Im Spannungsfeld einer zunehmend medial geprägten Umwelt haben sich die Setzungen der Medienkunst aber auch der Musikperformance in den letzten Jahren stark gewandelt. Das »Stopp making sense« der 70er und 80er Jahre und die anwachsenden subjektiven Betrachtungen sind einer generellen, gleichwohl nicht weniger vielschichtigen Reflektion sowohl der Medien an sich, als auch ihrer Konnotationen gewichen. Sensitive Diagnosen gesellschaftlicher Zusammenhänge, narrative Strukturen und vor allem historische Verweise (jenseits des symbolischen Historizismus, der insbesondere in der E-Musik der 80er und 90er Jahre anzutreffen war) sind immer häufiger in künstlerischen Arbeiten zu finden. Die Partizipation historischen Materials, seine medialen Codierungen und die Transformation in individuelle künstlerische Systeme der Jetzt-Zeit, dies ist vor allem Thema des dreitägigen Kunstfestivals »electric renaissance«, das zwar ein autonomer Teil der Händelfestspiele ist, sich aber gleichwohl auch als integrativer Bestandteil desselben versteht.
Im Mittelpunkt der Betrachtungen und im Spannungsfeld der Frage, ob und wie sich der Umgang mit kulturellem Erbe unter dem Begriff »Remix« (Neuerstellung an Hand vorhandenem Materials) neu denken und vor allem künstlerisch verarbeiten lässt, stand für die über 50 Künstler bzw. Gruppen stellvertretend die Figur des Komponisten Georg Friedrich Händel. Die bewusste Setzung des Populärbegriffs »Remix« ist dabei kein Kompromiss an den Zeitgeist, sondern verweist zum einen auf die These, dass die Figur und das »Unternehmen« Händel nach den Deutungsmustern der Moderne durchaus Analogien zu heutigen Pop-Künstlern aufweist und, zum anderen, dass die kuratierten Arbeiten in der Reflektion und Reaktion auf den barocken Meister aber auch auf barocke Spielformen entstanden und in dieser Verknüpfung ambivalent sind. Während sich im Bereich der kommerziellen Popkultur Plausibilität am massenmedialen Wirkungsgrad festmacht, steht bei den Installationen, Interventionen und Performances von »electric renaissance« vor allem die breite und inhaltlich aufgeladene Sichtung künstlerisch-individueller Positionen im Vordergrund. Eine solche, inhaltlich motivierte Werkschau trägt mit Sicherheit ebenso Potentiale der Verwirrung und Verirrung in sich, wie die des Utopischen.

(Thomas Christoph Heyde im Katalog zum Festival)

Die Sommer-Festspiele in Georg Friedrich Händels Geburtsstadt Halle sind als Ereignis der klassischen Musik seit langer Zeit eine feste Institution. Zeitgleich mit den Festspielen versammelt das Festival Electric Renaissance in Halle junge Künstler/innen, die sich das Werk des Musikers und Komponisten in zeitgenössischen Kunstformaten aneignen. Das Programm aus Musik und Bildender Kunst bietet dabei Anregungen zur Verjüngung und Modernisierung von „Festspielen der Hochkultur“ auch an anderen Orten.

(Auszug aus der Vorankündigung des Festivals)

DOWNLOADS

Pressemappe »electric renaissance«
Presseankündigung »electric renaissance«
>> Anfrage | Request <<