Funktion: Komponist
Erstellungsdatum: 2010/11
für Englisch Horn, Fagott, Gitarre, Viola, Radio und Klangschale
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Als ich 2009 etwas entnervt von den Besuchermengen durch die gewaltige deutsche Paul-Klee-Schau in der Neuen Nationalgalerie schritt, kapitulierte mein Inneres vor der schieren Bildmenge – war ich es doch gewohnt, mich in einzelne Werke von Klee hinein zu vertiefen und den sich durch die Zeiten wandelnden Blick immer wieder aufs Neue dem einen oder anderen vertrauten Werk zu widmen.
Die von Bildern verhangenen Räume kaum fassend, hatte ich nach gewisser Zeit fast den Ausgang erreicht, als mir plötzlich eine Bildkomposition ins Auge fiel, die in ihrer Klarheit alle Unruhe von mir nahm und nachdrücklich mein Ich anfasste.
»Trauernd« zeigt vor einem mosaikartigen, flirrenden Hintergrund eine einzige geschwungene Linie, die einen Menschen darstellt, dessen ganzes Wesen trauernd ist. Die mit fließender und bis aufs Äußerste reduzierter Geste gezeichnete Figur ist ganz in ihrem Dasein auf diesen Vorgang fixiert; ja, man kann ihr als Betrachter emotional nachlauschen.
Als ich wenige Wochen später von den herausragenden Musikern des Ensemble Sortisatiogefragt wurde, ob ich für ihren Paul Klee – Zyklus ein Werk beitragen möchte, war von vornherein klar, dass eben jenes »Trauernd« Grundlage der Arbeit werden würde.
Dass die innere Nähe zu einem bestehenden Werk nicht zwangsläufig sofortige Annäherung in Form und Gehalt bei seiner musikalischen Ausdeutung bedeutet, verspürte ich recht schnell. War ich zum Beginn der Arbeit noch zu tief in der Substanz der Vorlage gefangen, war mir bald klar, dass ich mich von der Vorlage lösen musste, um meine eigene Lesart des »Trauernd« zu finden. So erinnert lediglich eine immer wiederkehrende, aufsteigende Intervallfolge an die geschwungene Linie der Klee’schen Vorlage und aus dem flirrenden Hintergrund werden Klangflächen, die sich gleichwohl, da in musikalische Zeit gegossen, emotional einschreiben. Und wie eine gestrige Erinnerung, rauscht das Radio im Hintergrund…
»Trauernd« ist Teil meines fünf Werke umfassenden Zyklus’ »Einkehr«, dessen intimes Wesen sich wie ein roter Faden durch alle Arbeiten zieht. So verweist nicht nur das musikalische Material aufeinander, auch die Klangschale, die in diesem Werk zum Tragen kommt, findet sich im darauffolgenden Opus mit dem Titel »Abschied« wieder.
(Thomas Christoph Heyde)
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Trauernd ist ein Werk aus dem Zyklus »Einkehr«, der mehrere Stücke unterschiedlicher Besetzung umfasst. Das vorliegende Werk nimmt Bezug auf ein Bild von Paul Klee aus dem Jahre 1934 mit dem gleichnamigen Titel. Trauernd entstand zwischen November 2010 und Januar 2011 auf Initiative des Ensemble Sortisatio.
»Trauernd«, 1934 Wasserfarbe und Tinte auf Papier, 48,7 x 32,1 cm Kollektion: Paul Klee-Stiftung, Kunstmuseum, Bern |
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CD »L’Art Pour L’Aar, Ensemble Sortisatio – Klee-Impressionen – Musik Und Polyphone Bilder« erschienen bei Müller & Schade – M&S 5098/2, Switzerland
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»Trauernd« ist Teil der Musikalienkollektion der Paul Klee Stiftung, Kunstmuseum Bern
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