Funktion: Komponist | Medienkünstler
Erstellungsdatum: 2012/13
KONZERTINSTALLATION
für fünf Projektionsflächen im Raum, Mehrkanal-Ton, Mezzosopran, Jugendstimmen, Männerchor, Schlagzeug und Kontrabässe
Gemeinschaftsarbeit mit dem Videokünstler Ulrich Polster
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Texte von Ingeborg Bachmann »Die Nacht entfaltet den trauernden Teil des Gesichts« und Gottfried von Straßburg, »Tristan«.
Audiozuspiel mit Simmmaterial von Leslie Leon (Mezzosopran), Tobias Lampelzammer (Kontrabass) und Mitgliederinnen des MDR Kinderchors.
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Über 30 Sonnenuntergänge in ca. 15 Ländern der Erde haben der Komponist Thomas Chr. Heyde und der Videokünstler Ulrich Polster für ihre gemeinsame Arbeit »Liebestod« gesammelt: im afrikanischen Buschland, in den Karpaten, am finnischen Meerbusen, im armenischen Hochland oder auf freiem Feld nahe ihrer Heimat lauschten und schauten sie mit Mikrofon und Kamera wie die Welt im Dunkel versinkt und dabei dennoch nicht leblos wird. Inspiriert von Clemens von Brentano, der den Liebestod ursprünglich als die Auflösung aller Individualität in einer Vereinigung von Mensch und Universum im aufkeimenden Dunkel der Nacht literarisch deutete, bilden die Sonnenuntergänge das akustische und visuelle Grundge- rüst für Heydes und Polsters Arbeit.
Das gemeinsame Werk, das in verschiedenen Etappen und in insgesamt drei Fassungen unterschiedlicher Komplexität vorgelegt wird, vereinigt mehrere musikalisch-visuelle aber vor allem inhaltliche Ebenen. Die speziell für diese Arbeit angefertigten, frei im Raum schwebenden Plexiglas-Projektionsflächen unterschiedlicher Größe verbinden sich mit der elektroakustischen Ebene von räumlich-komplexen Klangflächen und mit punktuell-figurativen akustischen Ereignissen, die neben den natürlichen field recordings u.a. auch Stimmmaterialien von Kindern enthält. Die gegenübergestellten Texte von Ingeborg Bachmann sowie Ausschnitte aus dem althochdeutschen Original von »Tristan und Isolde« von Gottfried von Straßburg verweben sich dabei mit Kammerorchester und Kammerchor, die weitestgehend in den tiefen Stimmlagen agieren.
Die Vergängnis des Gegenwärtigen und die Vergewisserung der Jetzt-Zeit in der Erinnerung sind The- men, die in Polsters und Heydes Arbeiten stets eine Rolle spielen. Die Kollaboration der beiden Künstler fußt zwar auf ambivalenten Sujets, verbindet sich aber innerlich und thematisch in einem tief verwurzelten Bekenntnis zur ernsten und attitüdenfreien Sichtbarmachung von Welt.
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Anmerkung: Die Digitalspuren für Audio (8 Spuren in 192KHz, 24bit, .aiff) und Video (5 Spuren in 1920 × 1080, MPEG-2 Video, .mov) erhalten Sie auf Anfrage.
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